Schenkers auf Velotour 2

Liebe Freunde, Freundinnen und Familie Hoffentlich seid ihr alle wieder gut in den Alltag gestartet und geniesst noch die zahlreichen Spätsommerfestvitäten. Nun sind wir schon 5 Wochen oder 28 Radtage unterwegs. Wir pedalen durch die Walachei, südlich von Bukarest. Nach 500 km haben wir Serbien bereits wieder verlassen. Tatsächlich schafften wir es, die kyrillische Schrift soweit lesen zu lernen, dass wir Hinweisschilder entschlüsseln können. Auch bei unseren zwei Tagesabstecher nach Vidin und Ruse in Bulgarien nützt uns Kyrillisch. In Belgrad wohnten wir in einem sympathischen Quartier. Wir besuchten die grösste serbisch orthodoxe Kirche, den St.Sava-Tempel, an dem die letzten 85 Jahre gebaut wurde. Wir waren tief beeindruckt. Die Bildpracht und Bilderzählungen in orthodoxen Kirchen ist ja schon sehr reich, aber in dieser Kirche war alles aus Mosaiken gelegt- unglaubliches Kunsthandwerk! In Serbien fuhren wir viel auf holprigen Dammwegen durch ausgedehnte Auengebiete und Landwirtschaft. Die Dörfer oder Gehöfte waren jedoch oft zerfallen und wirkten aufgegeben. Wo die Bauern leben, war uns nicht so klar. Leider sahen wir auch enorm viel Müll am Weg und auch verbrannte offene Deponien. Als wir dann nach Rumänien kamen, wirkten die Strassenränder sauberer. Wir dachten, das sei der PET-Sammelvorgabe der EU zu verdanken. Aber mittlerweilen sehen wir auch hier überall erschreckend viel Müll. Wo der Mensch ist, hinterlässt er Plastik! In Rumänien sind die Dörfer belebter und es wird viel gewerkt, renoviert, gebauert und gearbeitet. Wir fahren gerne durch diese Dörfer, werden freundlich gegrüsst und ein kleiner Schwatz vor den Mini-Markets ist immer nett. Wir sehen auch noch Pferdefuhrwerke und Schaf-und Ziegenherden mit Hirten unterwegs. Am Strassenrand werden Wassermelonen feilgeboten. Aus logistischen Gründen müssen wir aber verzichten. Unser grosser Schreck sind die streunenden Hunde. Schon einige Male wurden wir von bis zu sieben Hunden wie aus dem Nichts angesprungen und arg bekläfft und angeknurrt. Wir nennen sie Piraten-Hunde. Weil es sehr wenige Velotouristen wie uns gibt, warten diese Hunde wie Wegelagerer, bis sie endlich mal wieder etwas Action machen dürfen. Wir üben noch Abwehrstrategien. „Marsch!“ als Befehl haben wir schon gehört und angewandt. Diese wilden Hunde bellen in und um die Dörfer auch schrecklich lang in der Nacht. Wie die Rumän*innen das aushalten ist uns ein Rätsel. Also würden wir diese Hund am liebsten xxxx. Aber wenn wir sie überfahren auf der Strasse liegen sehen, tun sie uns dann doch wieder leid. Irgendwie hat das Abfallproblem und die Hundepopulation wohl einen Zusammenhang. In Rumänien ist die Eurovelotoute 6 nur noch eine Routenempfehlung auf der Karte. Es gibt weder Signalisation noch Radwege. Wir fahren meistens auf Landstrassen und Strassenbelag. Manche Kilometer mussten wir lebensgefährlich auf Schnellstrassen mit Schwerverkehr meistern. Nicht lustig. Auch gibt es in Rumänien praktisch keine Campingplätze und in vielen Dörfern weder Pensionen noch Gaststätten. Rumänen scheinen nicht auswärts zu essen, ausser bei grossen Feiern, wie Hochzeiten. Einige Restaurants sind nur für solche grossen Feste eingerichtet. So leben wir oft von Picknick und campieren wild. Das lustigste Erlebnis hatten wir in einem kleinen Dorf an der Donau (=Wasser zum Baden). Es schien zuerst ausgestorben. Ich sprach dann den ersten Mann an, den wir in einem Garten sahen. Ich brachte mein Sätzchen hervor, ob wir hier zelten dürfen. Er lud uns sofort auf seinen Sitzplatz ein und schon standen Feigenschnaps, Bier und die Frau mit Gebäck vor uns. Es folgte ein Kennenlerngespräch (auf Rumänisch!). Der Herr war zufällig Polizist und sagte, wir können am besten vor der Dorfkirche nebenan zelten. Er telefonierte noch mit dem Pope und so richteten wir uns gemütlich mit geistlichem und weltlichem Segen vor der Kirche ein. Werners Bewegungen waren zu diesem Zeitpunkt schon etwas wacklig! Es gab einen Brunnen und einen Zaun um die Kirche, was wir wegen den Hunden schätzten. Als ich der Frau noch eine Spende für die Kirche vorbeibrachte, kam sie wenig später mit einer Tüte Trauben und Birnen vorbei. Bis jetzt haben wir nur freundliche und hilfsbereite Menschen getroffen. Wir sind nun ein gut eingespieltes Reiseteam und haben jeden Tag etwas zu ächzen und zu lachen. Vorgestern traten wir in eine orthodoxe Kirche – und just in dem Moment war eine Taufe im Gang und es wurde vor unseren Auge ein Baby dreimal ganz im Taufbecken getaucht und triefend hochgezogen. Das war ein Timing! Nun wollen wir der Donau Richtung Norden folgen mit Tulcea als Ziel. Dort hoffen wir, per Boot Ausflüge ins Delta zu machen und die Heimreise zu planen. Wir freuen Euch danach auf ein Wiedersehen- la revedere! Liebe Grüsse Katrin und Werner

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